Der Antichrist
Abschließend wollen wir noch kurz auf einige Eigenschaften des Antichristen eingehen. Paulus bezeichnet ihn als den Gesetzlosen, das heißt als jemanden, der sich vom Gesetz gelöst hat. Das hat nichts mit den im Gesetz Mose aufgestellten Forderungen zu tun, sondern es geht dabei um den im Alten Testament geoffenbarten Teil der Heilsgeschichte. Das Gesetz haben alle gebrochen, und die Gebote hat jeder übertreten. In Hebr. 3, 5 steht: "Und was Mose betrifft, so ist er zwar in Seinem ganzen Hause treu gewesen, als Diener, um Zeugnis abzulegen für das, was als Offenbarung verkündigt werden sollte." Es geht also um den mitten unter allen Gesetzesvorschriften vorschattierten Erlösungsplan. In der Bergpredigt sagte Jesus: "Denkt nicht, daß Ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen! ICH bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich Ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird vom Gesetz nicht ein einziges Jota und kein Strichlein vergehen, bis alles in Erfüllung gegangen ist" (Matth. 5, 17-18). Der Ausspruch "Erfüllung" bezieht sich ohne jeglichen Zweifel auf den prophetischen Teil, der schon im Alten Testament den Kern bildete.
Nach Seiner Auferstehung lesen wir vom HErrn: "Darauf fing Er bei Mose und allen Propheten an und legte ihnen alle Schriftstellen aus, die sich auf Ihn bezogen" (Luk. 24, 27). "Dann sagte Er zu ihnen: 'Dies besagen Meine Worte, die Ich zu euch gesprochen habe, als Ich noch bei euch war: es müsse alles in Erfüllung gehen, was im mosaischen Gesetz, bei den Propheten und in den Psalmen über Mich geschrieben steht.' Hierauf erschloß Er ihnen den Sinn für das Verständnis der Schriften" (Vers 44-45).
So oft wir im Neuen Testament die Formulierung "wie die Schrift sagt" oder "wie geschrieben steht" und dergleichen finden, ist jedesmal das Alte Testament gemeint. Als Jesus predigte, war noch keine Zeile des Neuen Testaments geschrieben. Ein Knecht Gottes wird immer das Alte Testament in die Verkündigung einbeziehen. Von Paulus wird uns berichtet: "...viele kamen zu ihm in die Herberge, welchen er auslegte und bezeugte das Reich Gottes, und er predigte ihnen von Jesus aus dem Gesetz Mose und aus den Propheten von frühmorgens an bis an den Abend" (Apg. 28, 23).
Nur wer das Reich Gottes in dieser apostolischen Weise verkündigt, wird Jesus und die biblischen Lehren so predigen, wie es im Urchristentum geschah. In Apg. 26, 22 bezeugte der Apostel: "... dabei sage ich nichts anderes als das, wovon schon die Propheten und Mose geweissagt haben, daß es geschehen werde."
Nachdem Petrus in Apg. 15 seine Ansprache beendet hatte, ergriff Jakobus das Wort und sagte: "Werte Brüder, hört mich an, Symeon hat berichtet, wie Gott selbst zuerst darauf bedacht gewesen ist, ein Volk aus den Heiden für Seinen Namen zu gewinnen. Und damit stimmen die Worte der Propheten überein, denn es steht geschrieben: ..." (Vers 13-15).
Der Gesetzlose aber vertritt seine eigene, vom Alten Tetament gelöste Theologie und deutet den Inhalt des Neuen Testaments nach seinem Ermessen.
Außerdem trägt dieser Mann die Bezeichnung Sohn des Verderbens. So wurde nur ein Mensch vorher angesprochen, und das war Judas. In Joh. 17, 12 sagte Jesus von ihm: "... und keiner von ihnen ist verlorengegangen außer dem Sohne des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde." Wie Judas beruft sich auch der Sohn des Verderbens, der Verräter der Sache Christi, auf Christus.
In Joh. 13, 2 lesen wir: "... und schon hatte der Teufel dem Judas Iskariot, dem Sohn Simons, den Entschluß des Verrats eingegeben." Beide, sowohl Judas als auch der Antichrist, werden mit dem Teufel in Verbindung gebracht. "Jesus antwortete ihnen: 'Habe nicht Ich selbst euch zwölf erwählt, und einer von euch ist ein Teufel!'" (Joh. 6, 70). Vom Antichristen in der Endphase schreibt Paulus: "... dessen Auftreten sich als Wirksamkeit Satans kundgibt." (2. Thess. 2, 9). Paulus führt hier aus, daß diese Wirksamkeit Satans sich durch alle möglichen Machttaten, Zeichen und Wunder der Lüge kundtut. Dieser Ausspruch erinnert uns an Offbg. 16, 13-14: "... und ich sah aus dem Maul des Drachen (Satan) und aus dem Maul des Tieres (politischer Herrscher) und aus dem Munde des falsche Propheten (Antichrist) drei unreine Geister wie Frösche hervorkommen. Sie sind nämlich Teufelsgeister, welche Wunderzeichen verrichten. Diese begeben sich zu den Königen des ganzen Erdkreises, um sie zum Kampf am großen Tage Gottes, des Allmächtigen, zu sammeln." Dieser Kampf wird direkt vor der Aufrichtung des Reiches Gottes stattfinden.
Der Antichrist kann erst dann die ihm zugedachte Rolle übernehmen, wenn das, was ihn aufhält, hinweggenommen wurde. Damit ist ganz klar der Heilige Geist gemeint, der sich ihm in der Gemeinde des lebendigen Gottes als die göttliche Kraft noch widersetzt. Sofern die Brautgemeinde hinaufgenommen wird, ist der Weg für ihn frei. Doch wenn Jesus Christus zur Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches wiederkommt, wird Er ihn durch den Hauch Seines Mundes wegraffen (2. Thess. 2, 8). Das hat schon der Prophet Jesaja in Kap. 11, 5 geweissagt: "Die Erde wird Er mit dem Stabe Seines Mundes schlagen und mit dem Hauch Seiner Lippen den Gottlosen töten."
Abschließend kommen wir zum wichtigsten Merkmal des Antichristen, das alle, die selig werden möchten, besonders beachten sollten.
Der Lieblingsjünger Jesu stellt in 1. Joh. 2, 22 die Frage: "Wer ist der Lügner?" Er beantwortet sie auch gleich ganz konkret: "Doch wohl der, welcher leugnet, daß Jesus der Gottgesalbte ist. Der ist der Widerchrist, der den Vater und den Sohn leugnet."
Wer leugnet, daß sich der eine Gott als Vater im Sohne offenbart hat, ist der antichristlichen Erzlüge verfallen. Gott ist Geist (Joh. 4, 24); Er ist ewig, also zeitlos, raumlos, unbegrenzt, unermeßlich, unendlich, als der Eine vieles. ER ist der Ursprung aller Dinge. Zunächst kam Er aus Seiner Geist-Unendlichkeit in eine faßbare Geistleiblichkeit — die Theophanie, denn die Menschen konnten Ihn nur in einer für sie verständlichen Weise begreifen und lieben. So wandelte Er im Garten Eden, und so tat Er sich während der Zeitspanne des Alten Testaments kund.
Doch Er wollte, daß die Menschen Ihm wieder gleich, das heißt in den Zustand der Unsterblichkeit, in Sein Bild zurückverwandelt werden. Deswegen mußte Er zuerst ihnen gleich werden. ER schlug eine Brücke aus der unfaßbaren Ewigkeit in die faßbare Zeit und offenbarte sich in Menschengestalt. ER kam aus der Geistleiblichkeit in die Fleischleiblichkeit.
Deshalb kann Jesus niemand anders als Gott selbst sein. In Ihm wohnte die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig — nicht ein Drittel, die ganze Fülle (Kol. 2, 9)! Was Er damals sagte, gilt noch heute: "Wer Mich sieht, der sieht den Vater!" (Joh. 14, 9). ER ist Immanuel, das heißt: "Gott mit uns" (Matth. 1, 23).
Der antichristliche Geist leugnet das und macht aus dem einen Gott mehrere Einzelpersonen, die von Ewigkeit her nebeneinander existiert haben sollen, und damit in der letzten Konsequenz aus dem Monotheismus einen Polytheismus. Darin besteht der antichristliche Einfluß, der direkt gegen Christus gerichtet ist.
Paulus schreibt als Judenchrist und Apostel von Christus: "... der da Gott über allem ist, gepriesen in Ewigkeit! Amen." (Röm. 9, 5b). Der HErr sagte im Neuen und im Alten Testament das gleiche: "Höre Israel: der HErr, dein Gott, ist HErr allein!" (Mark. 12, 29-32; 5. Mose 6, 4). Weil die Menschheit verlorenging, wurde ein Retter notwendig. In Jes. 43, 10-12 spricht der HErr: "... vor Mir ist kein Gott geschaffen worden, und nach Mir wird keiner sein; Ich allein bin der HErr, und außer Mir gibt es keinen Retter ... ihr seid Meine Zeugen — so spricht der HErr — und Ich nur bin Gott."Die Einsetzung in die Gotteskindschaft wurde für alle Söhne und Töchter Gottes nur dadurch möglich, daß Er als Kind geboren wurde und als Sohn auf diese Erde kam. Von dem Sohn heißt es bereits im Alten Testament: "Denn ein Kind wird uns geboren, ein Sohn uns geschenkt werden, auf dessen Schulter die Herrschaft ruhen wird; und Sein Name lautet 'Wunderrat, Heldengott, Ewigvater, Friedefürst'." (Jes. 9, 5).
Trotz der Offenbarung Gottes als Vater im Sohn ist in der Bibel immer nur von einem Gott die Rede, und nie von zwei oder drei. Deshalb finden wir darin auch kein einziges Mal die Begriffe "dreieiniger Gott", "Dreifaltigkeit", "ewiger Sohn" und dergleichen. Die Trinitätslehre stammt nicht von den Propheten und Aposteln, sie ist das Produkt des antichristlichen Geistes, der die Gottheit auf den Kopf gestellt hat. Was Paulus schrieb, sollte jedem die Augen öffnen: "Und etwas unbestreitbar Großes ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott ist geoffenbart im Fleisch, als gerecht erwiesen im Geist, erschienen den Engeln, verkündigt unter den Völkern, gläubig angenommen in der Welt, emporgehoben in die Herrlichkeit" (1. Tim. 3, 16).
Die drei Offenbarungen Gottes wurden von keinem Propheten oder Apostel als selbständige Personen nebeneinander gestellt. Das ist hellenistisch-philosophisches, rationelles Verstandesdenken. Es sind sich nicht drei einig, sondern es ist Einer in drei Offenbarungsformen. Im Himmel ist Er Vater, deshalb beten wir: "Unser Vater, der Du bist im Himmel ...". Auf Erden tat Er sich im Sohn als Erlöser kund, deshalb ist der Glaube an den Sohn Gottes heilsnotwendig. Nur wer den Sohn hat, der hat auch den Vater und damit ewiges Leben. In der Gemeinde wirkt derselbe Gott bis ans Ende durch den Heiligen Geist. Zuerst war Gott über uns, dann war Er unter uns und schließlich nimmt Er Wohnung in uns! Der Apostel Johannes formuliert es so: "Wir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen ist und uns Einsicht verliehen hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in Seinem Sohne Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und ewiges Leben" (1. Joh. 5, 20).
Aus den ca. viertausend Jahren des Alten Testaments ist uns nicht ein einziges Gespräch zwischen Vater und Sohn überliefert. Nicht ein einziges Mal hat Er während dieser Zeitspanne gesagt: "Mein lieber Sohn, dich sende Ich!" — im Gegenteil, Er sagte immer, daß Er selbst kommen würde, wie z. B. in Jes. 35, 4-6 und Jes. 40, 3. Wenn in Psalm 2, 7 geschrieben steht: "Du bist Mein Sohn; heute habe Ich Dich gezeugt", dann bedeutet es doch nicht, daß ein Sohn Gottes im Himmel war, der dann auf die Erde hinabstieg. Das Neue Testament berichtet eindeutig von der Zeugung und Geburt Jesu. So wurde Gott in menschlicher Gestalt offenbar. ER selbst wurde Mensch — das ist das unfaßbare, unerklärbare Geheimnis Seiner göttlichen Liebe. Als Sohn litt und starb Er, denn als Gott ist Er unsterblich. Die Erlösung geschah im Fleischesleibe, um uns von diesem Leibe des Todes zu erlösen (Hebr. 2, 14-15) und uns die Garantie für den Auferstehungsleib zu geben (1. Kor. 15, 50-57).
Jesus Christus ist das fleischgewordene Wort, der Logos, der Jahwe, der aus der Geist-Urfülle Gottes zunächst in der Geistleiblichkeit und dann sichtbar in der Fleischleiblichkeit in Erscheinung trat. Das ist die volle und reine Wahrheit. "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort ... Und das Wort wurde Fleisch und nahm seine Wohnung unter uns"(Joh. 1, 1 + 14). Jesus ist nicht nur wesensgleich, Er ist wesenseins mit dem Vater. So wie sich Gott (Elohim) als HErr (Jahwe) offenbarte und trotzdem derselbe blieb, so offenbarte sich der Vater im Sohn und bleibt dennoch derselbe.
Der Apostel läßt uns nicht im unklaren, woher die antichristliche Bewegung kommt, sondern sagt deutlich: "Sie sind aus unserer Mitte hervorgegangen, haben aber nicht zu uns gehört" (1. Joh. 2, 19). Diese Entwicklung geht nicht auf das Judentum, sondern auf ein Mißverständnis derer zurück, die sich den gläubigen Christen nur anschlossen, ohne selbst eine Begegnung mit Christus erlebt zu haben. Schon in den ersten Jahrhunderten nach Christus nahm diese Richtung Gestalt an, doch erst nach dem Konzil zu Nizäa wurde sie zu einer festen Organisation. Jeder Jude kennt das erste Gebot: "ICH bin der HErr, dein Gott ... du sollst keine anderen Götter haben neben Mir!" (2. Mose 20, 1-3) und würde niemals aus einem Gott mehrere Götter machen.
Natürlich begegnen wir der dreifachen Bennenung immer wieder. So lesen wir zum Beispiel: "Es gibt nun zwar verschiedene Arten von Gnadengaben, aber nur einen und denselben Geist; und es gibt verschiedene Arten von Dienstleistungen, doch nur einen und denselben HErrn; und es gibt verschiedene Arten von Kraftwirkungen, aber nur einen und denselben Gott, der alles in allen wirkt" (1. Kor. 12, 4-6). Dazu sagen wir "Amen"! Kein Apostel wäre deshalb jemals auf den Gedanken gekommen zu sagen: "Es segne euch Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist." Die Formulierungen "Gott der Sohn" und "Gott der Heilige Geist" stehen nämlich nicht ein einziges Mal in der Bibel. Immer wird der Ursprung deutlich gemacht. Wir lesen vom "Sohn Gottes" oder vom "Geist Gottes". Ein dreifacher Gott wäre wahrlich ein fremdartiger Gott. Die Lehre Christi und die des Antichristen haben für den oberflächlichen Betrachter manchmal eine verblüffende Ähnlichkeit, sind aber nie deckungsgleich und im Grunde total verschieden. Der Christus, den der Antichrist verkündigt, ist absolut nicht der Christus der Bibel. Sehen kann es allerdings nur der, dem Gott die Augen öffnet (Luk. 10, 22).
Die antichristliche Macht war schon im Urchristentum in ihren Anfängen wirksam. Johannes bezeichnet die dazugehörenden Vertreter auch als falsche Propheten und spricht in 1. Joh. 4, 1-3 die Warnung aus: "Geliebte, schenkt nicht jedem GeisteGlauben, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgezogen. Daran könnt ihr den Geist Gottes erkennen: Jeder Geist, der da bekennt, daß Jesus der im Fleisch gekommene Christus ist, der ist aus Gott; und jeder Geist, der Jesus nicht so bekennt, ist nicht aus Gott; das ist vielmehr der Geist des Widerchrists, von dessen Kommen ihr gehört habt und der jetzt schon in der Welt ist."
Es ist nicht nur der Antichrist selbst, der sich lehrmäßig als falscher Prophet gebärdet, sondern es gibt viele falsche Propheten und Christusse, vor denen der HErr gewarnt hat (Matth. 24). Alle Verkündiger, ob Prediger oder Evangelisten, die vom falschen Propheten die falsche Lehre über Gottheit und Taufe etc. etc. übernommen haben, stehen im Gegensatz zum Worte Gottes, sind damit ebenfalls falsche Propheten und gehören geistlich in das antichristliche Lager.
Das Wort "Christus" bedeutet ja "Gesalbter" — falsche Christusse sind demnach falsche Gesalbte. Es gibt Menschen, sogar Wundertäter, die trotz ihrer Salbung die falschen, traditionellen Lehren des Antichristen verteidigen. Deshalb steht geschrieben, daß am Ende das Falsche dem Echten so nahe sein würde, daß selbst die Auserwählten verführt würden, wenn es möglich wäre. Doch sie können nicht verführt werden, weil das Wort Gottes durch den Geist Gottes in ihnen versiegelt wird.
Jesus bezog sich auf diejenigen, die Geistesgaben betätigen und dennoch falsch sind, als Er sagte: "Nicht alle, die 'HErr, HErr' zu Mir sagen, werden ins Himmelreich eingehen, sondern nur, wer den Willen Meines himmlischen Vaters tut. Viele werden an jenem Tage zu Mir sagen: 'HErr, HErr, haben wir nicht kraft Deines Namens prophetisch geredet und kraft Deines Namens böse Geister ausgetrieben und kraft Deines Namens viele Wundertaten vollführt?' Aber dann werde Ich ihnen erklären: 'Niemals habe Ich euch gekannt: hinweg von Mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit!'" (Matth. 7, 21-23). Es nützt nichts, die überlieferten Glaubensbekenntnisse zu wiederholen. Sie müssen am Wort geprüft werden, denn der HErr wird nach Seinem Wort richten.
Der Geist Gottes wird in jedem Punkt immer das gleiche sagen. Dasselbe trifft auf alle vom HErrn eingesetzten Knechte zu. Hierbei geht es nicht um das Aufsagen eines Lippenbekenntnisses, sondern wie Paulus ausführt: "Keiner kann sagen: 'Jesus ist der HErr!' außer durch den Heiligen Geist" (1. Kor. 12, 3). Als HErr ist Er Gott, und darum geht es. Nur wer aus völliger Glaubensüberzeugung sagen kann: "Jesus ist der HErr", der hat die Offenbarung durch den Geist empfangen, daß Jahwe (YHWH) und Jesus derselbe HErr ist. Wer das nicht glaubt, befindet sich in der antichristlichen Täuschung, ungeachtet zu welch einer religiösen Vereinigung er gehört.
Folgender Vers ist als Herausforderung zur Selbstprüfung gedacht. Wer den Geist Christi hat, wird glauben, was Er als der Auferstandene gesagt hat: "'ICH bin das A und das O', spricht Gott der HErr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige" (Offbg. 1, 8). Das ist das Selbstzeugnis unseres Erlösers, der sich als der Allmächtige bezeichnet. Glaubt etwa jemand, daß es mehr als einen Allmächtigen gibt? Gott und jede Seiner Offenbarungen stehen in der Einzahl. So gibt es nur einen Schöpfer, einen Erhalter, einen Retter, König usw. Nur einen Vater, nur einen Sohn, nur einen Heiligen Geist; nur einen HErrn, nur einen Glauben, nur eine Taufe, nur ein Heil, nur eine Gemeinde, usw. Alles von Gott Ausgehende besteht in der Einzahl in der alles umfassenden Vielfalt.
Hier wird nichtdie "Jesus Only"-Lehre vertreten. Jesus hat sich weder selber gezeugt, noch hat Er bei Seinen Gebeten Selbstgespräche geführt. Wie immer, so liegt auch hier die Wahrheit in der Mitte. Der Hauptgedanke, der diesen Ausführungen zugrunde liegt, ist, daß die reine, unverfälschte biblische Lehre jetzt am Ende wiedererstattet werden muß. Erst wenn das ewiggültige Evangelium allen Völkern zu einem Zeugnis gepredigt worden ist, wird das Ende kommen (Matth. 24, 14).
Jeder, ob Bibellehrer oder Bibelleser, sollte gründlich und fundamental einen genauen Vergleich vornehmen. Er sollte den Christus, wie Ihn uns die Denominationen darstellen, mit dem Christus vergleichen, den wir in der Bibel beschrieben finden. Das gleiche trifft auf die Überzeugung zu, die im Bewußtsein aller Gläubigen verankert ist, daß jeder, der sich zu Christus bekennt, aus Gott sei.
Aufgrund dieser allgemein vertretenen Ansicht werden viele Mühe haben, denjenigen als Antichristen zu erkennen, den die Schrift wirklich meint. Weil er sich ja in der ganzen Welt vor den versammelten Massen aller Nationalitäten und Religionen auf Christus beruft, ist es für die meisten Menschen unvorstellbar, daß gerade dieser Mann der größte Widersacher Christi sein soll.
Nehmen wir zum Beispiel den historischen Besuch des Papstes in Indien, wo er der Riesenmenge der Hindus zurief: "Christus ist in jeder Religion!" An dieser Stelle müssen wir die Frage stellen: "Welcher Christus?" Der, den Maria im Arm hält? der, aus irgendeinem Material gefertigt, an einem Kruzifix klebt? der für jeden Zweck herhalten muß? der selbstgemachte, den man durch das Aussprechen von "Sanktus, Sanktus, Sanktus" aus einem Stück Gebäck zu Christus macht? der Christus, den Maria beeinflussen kann? der ein Heer von Fürsprechern neben sich gestellt bekommt? der Christus, dessen Himmelfahrt hinter der Himmelfahrt Marias verblaßt, die ja, wie behauptet wird, mit Leib und Seele aufgefahren sein soll? der Christus, der von der Himmelskönigin verdrängt wird?
Der Christus, den die Papst-Kirche präsentiert, ist nicht der Christus Gottes, das ist ein je nach Bedarf geformter und plazierter Christus. Ein solcher Christus ist freilich überall, wo man ihn aufstellt, hinlegt, hinträgt; der ist dann immer genauso, wie man ihn gerade benötigt. Doch das ist nicht der uns in der Bibel beschriebene Christus, den wir als HErrn, als Retter, als König, als Richter kennen und dem wir schlußendlich als Gott begegnen. Ein Bekenntnis zu irgendeinem Christus besagt absolut nichts — die Geister müssen geprüft, die Lehren müssen verglichen werden. Der Christus der Bibel ist nicht, wie wir Ihn uns vorstellen, Er ist über jede Vorstellung erhaben und derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit (Hebr. 13, 8).
Wie wir aus all den Schriftzitaten gesehen haben, berief Christus selbst sich immer auf das Wort Gottes. Deshalb müssen wir noch einmal betonen, daß eine verbale Berufung auf und ein Bekenntnis zu Christus nichts nützen, wenn es nicht so ist, wie die Schrift es sagt und fordert. Die Entscheidung, wem jemand glauben und vertrauen will, muß jeder treffen. Hier kann nur der Rat gegeben werden, sich wirklich kritisch mit den geistlichen Dingen auseinanderzusetzen und Gott und Seinem Wort allein zu glauben.
Wir leben jetzt kurz vor Abschluß der Gnadenzeit. Kompromißlos müssen alle biblischen Wahrheiten neu auf den Leuchter gestellt werden. Es gibt eine große Anzahl von Erweckungspredigern, die in verschiedenen Zeitaltern verlorengegangene biblische Wahrheiten gegen den Widerstand der etablierten Kirchen verkündigt haben. Viele mußten um des Wortes Gottes willen ihr Leben lassen. Alle wahrhaft Gläubigen sind dazu aufgerufen, für den Glauben zu kämpfen, der ein für allemal den in Christus Geheiligten übergeben wurde (Juda-Brief, 3. Vers). Wir sind jetzt in den geistlichen Endkampf hineingestellt worden. Sofern wir uns auf der Seite Gottes befinden, wird Er mit uns sein, bis wir vom Glauben zum Schauen kommen. Die Pforten der Hölle werden die Gemeinde Gottes nicht überwältigen.
Allen Lesern wünsche ich von Herzen Gottes reichen Segen.
Abschließend wollen wir noch kurz auf einige Eigenschaften des Antichristen eingehen. Paulus bezeichnet ihn als den Gesetzlosen, das heißt als jemanden, der sich vom Gesetz gelöst hat. Das hat nichts mit den im Gesetz Mose aufgestellten Forderungen zu tun, sondern es geht dabei um den im Alten Testament geoffenbarten Teil der Heilsgeschichte. Das Gesetz haben alle gebrochen, und die Gebote hat jeder übertreten. In Hebr. 3, 5 steht: "Und was Mose betrifft, so ist er zwar in Seinem ganzen Hause treu gewesen, als Diener, um Zeugnis abzulegen für das, was als Offenbarung verkündigt werden sollte." Es geht also um den mitten unter allen Gesetzesvorschriften vorschattierten Erlösungsplan. In der Bergpredigt sagte Jesus: "Denkt nicht, daß Ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen! ICH bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich Ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird vom Gesetz nicht ein einziges Jota und kein Strichlein vergehen, bis alles in Erfüllung gegangen ist" (Matth. 5, 17-18). Der Ausspruch "Erfüllung" bezieht sich ohne jeglichen Zweifel auf den prophetischen Teil, der schon im Alten Testament den Kern bildete.
Nach Seiner Auferstehung lesen wir vom HErrn: "Darauf fing Er bei Mose und allen Propheten an und legte ihnen alle Schriftstellen aus, die sich auf Ihn bezogen" (Luk. 24, 27). "Dann sagte Er zu ihnen: 'Dies besagen Meine Worte, die Ich zu euch gesprochen habe, als Ich noch bei euch war: es müsse alles in Erfüllung gehen, was im mosaischen Gesetz, bei den Propheten und in den Psalmen über Mich geschrieben steht.' Hierauf erschloß Er ihnen den Sinn für das Verständnis der Schriften" (Vers 44-45).
So oft wir im Neuen Testament die Formulierung "wie die Schrift sagt" oder "wie geschrieben steht" und dergleichen finden, ist jedesmal das Alte Testament gemeint. Als Jesus predigte, war noch keine Zeile des Neuen Testaments geschrieben. Ein Knecht Gottes wird immer das Alte Testament in die Verkündigung einbeziehen. Von Paulus wird uns berichtet: "...viele kamen zu ihm in die Herberge, welchen er auslegte und bezeugte das Reich Gottes, und er predigte ihnen von Jesus aus dem Gesetz Mose und aus den Propheten von frühmorgens an bis an den Abend" (Apg. 28, 23).
Nur wer das Reich Gottes in dieser apostolischen Weise verkündigt, wird Jesus und die biblischen Lehren so predigen, wie es im Urchristentum geschah. In Apg. 26, 22 bezeugte der Apostel: "... dabei sage ich nichts anderes als das, wovon schon die Propheten und Mose geweissagt haben, daß es geschehen werde."
Nachdem Petrus in Apg. 15 seine Ansprache beendet hatte, ergriff Jakobus das Wort und sagte: "Werte Brüder, hört mich an, Symeon hat berichtet, wie Gott selbst zuerst darauf bedacht gewesen ist, ein Volk aus den Heiden für Seinen Namen zu gewinnen. Und damit stimmen die Worte der Propheten überein, denn es steht geschrieben: ..." (Vers 13-15).
Der Gesetzlose aber vertritt seine eigene, vom Alten Tetament gelöste Theologie und deutet den Inhalt des Neuen Testaments nach seinem Ermessen.
Außerdem trägt dieser Mann die Bezeichnung Sohn des Verderbens. So wurde nur ein Mensch vorher angesprochen, und das war Judas. In Joh. 17, 12 sagte Jesus von ihm: "... und keiner von ihnen ist verlorengegangen außer dem Sohne des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde." Wie Judas beruft sich auch der Sohn des Verderbens, der Verräter der Sache Christi, auf Christus.
In Joh. 13, 2 lesen wir: "... und schon hatte der Teufel dem Judas Iskariot, dem Sohn Simons, den Entschluß des Verrats eingegeben." Beide, sowohl Judas als auch der Antichrist, werden mit dem Teufel in Verbindung gebracht. "Jesus antwortete ihnen: 'Habe nicht Ich selbst euch zwölf erwählt, und einer von euch ist ein Teufel!'" (Joh. 6, 70). Vom Antichristen in der Endphase schreibt Paulus: "... dessen Auftreten sich als Wirksamkeit Satans kundgibt." (2. Thess. 2, 9). Paulus führt hier aus, daß diese Wirksamkeit Satans sich durch alle möglichen Machttaten, Zeichen und Wunder der Lüge kundtut. Dieser Ausspruch erinnert uns an Offbg. 16, 13-14: "... und ich sah aus dem Maul des Drachen (Satan) und aus dem Maul des Tieres (politischer Herrscher) und aus dem Munde des falsche Propheten (Antichrist) drei unreine Geister wie Frösche hervorkommen. Sie sind nämlich Teufelsgeister, welche Wunderzeichen verrichten. Diese begeben sich zu den Königen des ganzen Erdkreises, um sie zum Kampf am großen Tage Gottes, des Allmächtigen, zu sammeln." Dieser Kampf wird direkt vor der Aufrichtung des Reiches Gottes stattfinden.
Der Antichrist kann erst dann die ihm zugedachte Rolle übernehmen, wenn das, was ihn aufhält, hinweggenommen wurde. Damit ist ganz klar der Heilige Geist gemeint, der sich ihm in der Gemeinde des lebendigen Gottes als die göttliche Kraft noch widersetzt. Sofern die Brautgemeinde hinaufgenommen wird, ist der Weg für ihn frei. Doch wenn Jesus Christus zur Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches wiederkommt, wird Er ihn durch den Hauch Seines Mundes wegraffen (2. Thess. 2, 8). Das hat schon der Prophet Jesaja in Kap. 11, 5 geweissagt: "Die Erde wird Er mit dem Stabe Seines Mundes schlagen und mit dem Hauch Seiner Lippen den Gottlosen töten."
Abschließend kommen wir zum wichtigsten Merkmal des Antichristen, das alle, die selig werden möchten, besonders beachten sollten.
Der Lieblingsjünger Jesu stellt in 1. Joh. 2, 22 die Frage: "Wer ist der Lügner?" Er beantwortet sie auch gleich ganz konkret: "Doch wohl der, welcher leugnet, daß Jesus der Gottgesalbte ist. Der ist der Widerchrist, der den Vater und den Sohn leugnet."
Wer leugnet, daß sich der eine Gott als Vater im Sohne offenbart hat, ist der antichristlichen Erzlüge verfallen. Gott ist Geist (Joh. 4, 24); Er ist ewig, also zeitlos, raumlos, unbegrenzt, unermeßlich, unendlich, als der Eine vieles. ER ist der Ursprung aller Dinge. Zunächst kam Er aus Seiner Geist-Unendlichkeit in eine faßbare Geistleiblichkeit — die Theophanie, denn die Menschen konnten Ihn nur in einer für sie verständlichen Weise begreifen und lieben. So wandelte Er im Garten Eden, und so tat Er sich während der Zeitspanne des Alten Testaments kund.
Doch Er wollte, daß die Menschen Ihm wieder gleich, das heißt in den Zustand der Unsterblichkeit, in Sein Bild zurückverwandelt werden. Deswegen mußte Er zuerst ihnen gleich werden. ER schlug eine Brücke aus der unfaßbaren Ewigkeit in die faßbare Zeit und offenbarte sich in Menschengestalt. ER kam aus der Geistleiblichkeit in die Fleischleiblichkeit.
Deshalb kann Jesus niemand anders als Gott selbst sein. In Ihm wohnte die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig — nicht ein Drittel, die ganze Fülle (Kol. 2, 9)! Was Er damals sagte, gilt noch heute: "Wer Mich sieht, der sieht den Vater!" (Joh. 14, 9). ER ist Immanuel, das heißt: "Gott mit uns" (Matth. 1, 23).
Der antichristliche Geist leugnet das und macht aus dem einen Gott mehrere Einzelpersonen, die von Ewigkeit her nebeneinander existiert haben sollen, und damit in der letzten Konsequenz aus dem Monotheismus einen Polytheismus. Darin besteht der antichristliche Einfluß, der direkt gegen Christus gerichtet ist.
Paulus schreibt als Judenchrist und Apostel von Christus: "... der da Gott über allem ist, gepriesen in Ewigkeit! Amen." (Röm. 9, 5b). Der HErr sagte im Neuen und im Alten Testament das gleiche: "Höre Israel: der HErr, dein Gott, ist HErr allein!" (Mark. 12, 29-32; 5. Mose 6, 4). Weil die Menschheit verlorenging, wurde ein Retter notwendig. In Jes. 43, 10-12 spricht der HErr: "... vor Mir ist kein Gott geschaffen worden, und nach Mir wird keiner sein; Ich allein bin der HErr, und außer Mir gibt es keinen Retter ... ihr seid Meine Zeugen — so spricht der HErr — und Ich nur bin Gott." Die Einsetzung in die Gotteskindschaft wurde für alle Söhne und Töchter Gottes nur dadurch möglich, daß Er als Kind geboren wurde und als Sohn auf diese Erde kam. Von dem Sohn heißt es bereits im Alten Testament: "Denn ein Kind wird uns geboren, ein Sohn uns geschenkt werden, auf dessen Schulter die Herrschaft ruhen wird; und Sein Name lautet 'Wunderrat, Heldengott, Ewigvater, Friedefürst'." (Jes. 9, 5).
Trotz der Offenbarung Gottes als Vater im Sohn ist in der Bibel immer nur von einem Gott die Rede, und nie von zwei oder drei. Deshalb finden wir darin auch kein einziges Mal die Begriffe "dreieiniger Gott", "Dreifaltigkeit", "ewiger Sohn" und dergleichen. Die Trinitätslehre stammt nicht von den Propheten und Aposteln, sie ist das Produkt des antichristlichen Geistes, der die Gottheit auf den Kopf gestellt hat. Was Paulus schrieb, sollte jedem die Augen öffnen: "Und etwas unbestreitbar Großes ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott ist geoffenbart im Fleisch, als gerecht erwiesen im Geist, erschienen den Engeln, verkündigt unter den Völkern, gläubig angenommen in der Welt, emporgehoben in die Herrlichkeit" (1. Tim. 3, 16).
Die drei Offenbarungen Gottes wurden von keinem Propheten oder Apostel als selbständige Personen nebeneinander gestellt. Das ist hellenistisch-philosophisches, rationelles Verstandesdenken. Es sind sich nicht drei einig, sondern es ist Einer in drei Offenbarungsformen. Im Himmel ist Er Vater, deshalb beten wir: "Unser Vater, der Du bist im Himmel ...". Auf Erden tat Er sich im Sohn als Erlöser kund, deshalb ist der Glaube an den Sohn Gottes heilsnotwendig. Nur wer den Sohn hat, der hat auch den Vater und damit ewiges Leben. In der Gemeinde wirkt derselbe Gott bis ans Ende durch den Heiligen Geist. Zuerst war Gott über uns, dann war Er unter uns und schließlich nimmt Er Wohnung in uns! Der Apostel Johannes formuliert es so: "Wir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen ist und uns Einsicht verliehen hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in Seinem Sohne Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und ewiges Leben" (1. Joh. 5, 20).
Aus den ca. viertausend Jahren des Alten Testaments ist uns nicht ein einziges Gespräch zwischen Vater und Sohn überliefert. Nicht ein einziges Mal hat Er während dieser Zeitspanne gesagt: "Mein lieber Sohn, dich sende Ich!" — im Gegenteil, Er sagte immer, daß Er selbst kommen würde, wie z. B. in Jes. 35, 4-6 und Jes. 40, 3. Wenn in Psalm 2, 7 geschrieben steht: "Du bist Mein Sohn; heute habe Ich Dich gezeugt", dann bedeutet es doch nicht, daß ein Sohn Gottes im Himmel war, der dann auf die Erde hinabstieg. Das Neue Testament berichtet eindeutig von der Zeugung und Geburt Jesu. So wurde Gott in menschlicher Gestalt offenbar. ER selbst wurde Mensch — das ist das unfaßbare, unerklärbare Geheimnis Seiner göttlichen Liebe. Als Sohn litt und starb Er, denn als Gott ist Er unsterblich. Die Erlösung geschah im Fleischesleibe, um uns von diesem Leibe des Todes zu erlösen (Hebr. 2, 14-15) und uns die Garantie für den Auferstehungsleib zu geben (1. Kor. 15, 50-57).
Jesus Christus ist das fleischgewordene Wort, der Logos, der Jahwe, der aus der Geist-Urfülle Gottes zunächst in der Geistleiblichkeit und dann sichtbar in der Fleischleiblichkeit in Erscheinung trat. Das ist die volle und reine Wahrheit. "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort ... Und das Wort wurde Fleisch und nahm seine Wohnung unter uns" (Joh. 1, 1 + 14). Jesus ist nicht nur wesensgleich, Er ist wesenseins mit dem Vater. So wie sich Gott (Elohim) als HErr (Jahwe) offenbarte und trotzdem derselbe blieb, so offenbarte sich der Vater im Sohn und bleibt dennoch derselbe.
Der Apostel läßt uns nicht im unklaren, woher die antichristliche Bewegung kommt, sondern sagt deutlich: "Sie sind aus unserer Mitte hervorgegangen, haben aber nicht zu uns gehört" (1. Joh. 2, 19). Diese Entwicklung geht nicht auf das Judentum, sondern auf ein Mißverständnis derer zurück, die sich den gläubigen Christen nur anschlossen, ohne selbst eine Begegnung mit Christus erlebt zu haben. Schon in den ersten Jahrhunderten nach Christus nahm diese Richtung Gestalt an, doch erst nach dem Konzil zu Nizäa wurde sie zu einer festen Organisation. Jeder Jude kennt das erste Gebot: "ICH bin der HErr, dein Gott ... du sollst keine anderen Götter haben neben Mir!" (2. Mose 20, 1-3) und würde niemals aus einem Gott mehrere Götter machen.
Natürlich begegnen wir der dreifachen Bennenung immer wieder. So lesen wir zum Beispiel: "Es gibt nun zwar verschiedene Arten von Gnadengaben, aber nur einen und denselben Geist; und es gibt verschiedene Arten von Dienstleistungen, doch nur einen und denselben HErrn; und es gibt verschiedene Arten von Kraftwirkungen, aber nur einen und denselben Gott, der alles in allen wirkt" (1. Kor. 12, 4-6). Dazu sagen wir "Amen"! Kein Apostel wäre deshalb jemals auf den Gedanken gekommen zu sagen: "Es segne euch Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist." Die Formulierungen "Gott der Sohn" und "Gott der Heilige Geist" stehen nämlich nicht ein einziges Mal in der Bibel. Immer wird der Ursprung deutlich gemacht. Wir lesen vom "Sohn Gottes" oder vom "Geist Gottes". Ein dreifacher Gott wäre wahrlich ein fremdartiger Gott. Die Lehre Christi und die des Antichristen haben für den oberflächlichen Betrachter manchmal eine verblüffende Ähnlichkeit, sind aber nie deckungsgleich und im Grunde total verschieden. Der Christus, den der Antichrist verkündigt, ist absolut nicht der Christus der Bibel. Sehen kann es allerdings nur der, dem Gott die Augen öffnet (Luk. 10, 22).
Die antichristliche Macht war schon im Urchristentum in ihren Anfängen wirksam. Johannes bezeichnet die dazugehörenden Vertreter auch als falsche Propheten und spricht in 1. Joh. 4, 1-3 die Warnung aus: "Geliebte, schenkt nicht jedem Geiste Glauben, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgezogen. Daran könnt ihr den Geist Gottes erkennen: Jeder Geist, der da bekennt, daß Jesus der im Fleisch gekommene Christus ist, der ist aus Gott; und jeder Geist, der Jesus nicht so bekennt, ist nicht aus Gott; das ist vielmehr der Geist des Widerchrists, von dessen Kommen ihr gehört habt und der jetzt schon in der Welt ist."
Es ist nicht nur der Antichrist selbst, der sich lehrmäßig als falscher Prophet gebärdet, sondern es gibt viele falsche Propheten und Christusse, vor denen der HErr gewarnt hat (Matth. 24). Alle Verkündiger, ob Prediger oder Evangelisten, die vom falschen Propheten die falsche Lehre über Gottheit und Taufe etc. etc. übernommen haben, stehen im Gegensatz zum Worte Gottes, sind damit ebenfalls falsche Propheten und gehören geistlich in das antichristliche Lager.
Das Wort "Christus" bedeutet ja "Gesalbter" — falsche Christusse sind demnach falsche Gesalbte. Es gibt Menschen, sogar Wundertäter, die trotz ihrer Salbung die falschen, traditionellen Lehren des Antichristen verteidigen. Deshalb steht geschrieben, daß am Ende das Falsche dem Echten so nahe sein würde, daß selbst die Auserwählten verführt würden, wenn es möglich wäre. Doch sie können nicht verführt werden, weil das Wort Gottes durch den Geist Gottes in ihnen versiegelt wird.
Jesus bezog sich auf diejenigen, die Geistesgaben betätigen und dennoch falsch sind, als Er sagte: "Nicht alle, die 'HErr, HErr' zu Mir sagen, werden ins Himmelreich eingehen, sondern nur, wer den Willen Meines himmlischen Vaters tut. Viele werden an jenem Tage zu Mir sagen: 'HErr, HErr, haben wir nicht kraft Deines Namens prophetisch geredet und kraft Deines Namens böse Geister ausgetrieben und kraft Deines Namens viele Wundertaten vollführt?' Aber dann werde Ich ihnen erklären: 'Niemals habe Ich euch gekannt: hinweg von Mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit!'" (Matth. 7, 21-23). Es nützt nichts, die überlieferten Glaubensbekenntnisse zu wiederholen. Sie müssen am Wort geprüft werden, denn der HErr wird nach Seinem Wort richten.
Der Geist Gottes wird in jedem Punkt immer das gleiche sagen. Dasselbe trifft auf alle vom HErrn eingesetzten Knechte zu. Hierbei geht es nicht um das Aufsagen eines Lippenbekenntnisses, sondern wie Paulus ausführt: "Keiner kann sagen: 'Jesus ist der HErr!' außer durch den Heiligen Geist" (1. Kor. 12, 3). Als HErr ist Er Gott, und darum geht es. Nur wer aus völliger Glaubensüberzeugung sagen kann: "Jesus ist der HErr", der hat die Offenbarung durch den Geist empfangen, daß Jahwe (YHWH) und Jesus derselbe HErr ist. Wer das nicht glaubt, befindet sich in der antichristlichen Täuschung, ungeachtet zu welch einer religiösen Vereinigung er gehört.
Folgender Vers ist als Herausforderung zur Selbstprüfung gedacht. Wer den Geist Christi hat, wird glauben, was Er als der Auferstandene gesagt hat: "'ICH bin das A und das O', spricht Gott der HErr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige" (Offbg. 1, 8). Das ist das Selbstzeugnis unseres Erlösers, der sich als der Allmächtige bezeichnet. Glaubt etwa jemand, daß es mehr als einen Allmächtigen gibt? Gott und jede Seiner Offenbarungen stehen in der Einzahl. So gibt es nur einen Schöpfer, einen Erhalter, einen Retter, König usw. Nur einen Vater, nur einen Sohn, nur einen Heiligen Geist; nur einen HErrn, nur einen Glauben, nur eine Taufe, nur ein Heil, nur eine Gemeinde, usw. Alles von Gott Ausgehende besteht in der Einzahl in der alles umfassenden Vielfalt.
Hier wird nicht die "Jesus Only"-Lehre vertreten. Jesus hat sich weder selber gezeugt, noch hat Er bei Seinen Gebeten Selbstgespräche geführt. Wie immer, so liegt auch hier die Wahrheit in der Mitte. Der Hauptgedanke, der diesen Ausführungen zugrunde liegt, ist, daß die reine, unverfälschte biblische Lehre jetzt am Ende wiedererstattet werden muß. Erst wenn das ewiggültige Evangelium allen Völkern zu einem Zeugnis gepredigt worden ist, wird das Ende kommen (Matth. 24, 14).
Jeder, ob Bibellehrer oder Bibelleser, sollte gründlich und fundamental einen genauen Vergleich vornehmen. Er sollte den Christus, wie Ihn uns die Denominationen darstellen, mit dem Christus vergleichen, den wir in der Bibel beschrieben finden. Das gleiche trifft auf die Überzeugung zu, die im Bewußtsein aller Gläubigen verankert ist, daß jeder, der sich zu Christus bekennt, aus Gott sei.
Aufgrund dieser allgemein vertretenen Ansicht werden viele Mühe haben, denjenigen als Antichristen zu erkennen, den die Schrift wirklich meint. Weil er sich ja in der ganzen Welt vor den versammelten Massen aller Nationalitäten und Religionen auf Christus beruft, ist es für die meisten Menschen unvorstellbar, daß gerade dieser Mann der größte Widersacher Christi sein soll.
Nehmen wir zum Beispiel den historischen Besuch des Papstes in Indien, wo er der Riesenmenge der Hindus zurief: "Christus ist in jeder Religion!" An dieser Stelle müssen wir die Frage stellen: "Welcher Christus?" Der, den Maria im Arm hält? der, aus irgendeinem Material gefertigt, an einem Kruzifix klebt? der für jeden Zweck herhalten muß? der selbstgemachte, den man durch das Aussprechen von "Sanktus, Sanktus, Sanktus" aus einem Stück Gebäck zu Christus macht? der Christus, den Maria beeinflussen kann? der ein Heer von Fürsprechern neben sich gestellt bekommt? der Christus, dessen Himmelfahrt hinter der Himmelfahrt Marias verblaßt, die ja, wie behauptet wird, mit Leib und Seele aufgefahren sein soll? der Christus, der von der Himmelskönigin verdrängt wird?
Der Christus, den die Papst-Kirche präsentiert, ist nicht der Christus Gottes, das ist ein je nach Bedarf geformter und plazierter Christus. Ein solcher Christus ist freilich überall, wo man ihn aufstellt, hinlegt, hinträgt; der ist dann immer genauso, wie man ihn gerade benötigt. Doch das ist nicht der uns in der Bibel beschriebene Christus, den wir als HErrn, als Retter, als König, als Richter kennen und dem wir schlußendlich als Gott begegnen. Ein Bekenntnis zu irgendeinem Christus besagt absolut nichts — die Geister müssen geprüft, die Lehren müssen verglichen werden. Der Christus der Bibel ist nicht, wie wir Ihn uns vorstellen, Er ist über jede Vorstellung erhaben und derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit (Hebr. 13, 8).
Wie wir aus all den Schriftzitaten gesehen haben, berief Christus selbst sich immer auf das Wort Gottes. Deshalb müssen wir noch einmal betonen, daß eine verbale Berufung auf und ein Bekenntnis zu Christus nichts nützen, wenn es nicht so ist, wie die Schrift es sagt und fordert. Die Entscheidung, wem jemand glauben und vertrauen will, muß jeder treffen. Hier kann nur der Rat gegeben werden, sich wirklich kritisch mit den geistlichen Dingen auseinanderzusetzen und Gott und Seinem Wort allein zu glauben.
Wir leben jetzt kurz vor Abschluß der Gnadenzeit. Kompromißlos müssen alle biblischen Wahrheiten neu auf den Leuchter gestellt werden. Es gibt eine große Anzahl von Erweckungspredigern, die in verschiedenen Zeitaltern verlorengegangene biblische Wahrheiten gegen den Widerstand der etablierten Kirchen verkündigt haben. Viele mußten um des Wortes Gottes willen ihr Leben lassen. Alle wahrhaft Gläubigen sind dazu aufgerufen, für den Glauben zu kämpfen, der ein für allemal den in Christus Geheiligten übergeben wurde (Juda-Brief, 3. Vers). Wir sind jetzt in den geistlichen Endkampf hineingestellt worden. Sofern wir uns auf der Seite Gottes befinden, wird Er mit uns sein, bis wir vom Glauben zum Schauen kommen. Die Pforten der Hölle werden die Gemeinde Gottes nicht überwältigen.
Allen Lesern wünsche ich von Herzen Gottes reichen Segen.